Bauwerke werden so geplant, dass sie Lasten über sehr lange Zeiträume sicher abtragen. Die zu erwartenden Lasten fließen auf Basis von Modellen (z.B. Lastmodelle) in das Design ein. Brücken beispielsweise werden für eine Nutzungsdauer von 100 Jahren ausgelegt. Zunehmender Verkehr und steigende Achslasten verändern die geplante Nutzung so stark, dass manche Brücken bereits nach 30 Jahren ihr rechnerisches Lebensende erreicht haben.
Die Abweichung zwischen kalkulierten und realen Nutzungsbedingungen erschwert Aussagen zum tatsächlichen „Gesundheitszustand“ des Bauwerks und damit auch die rechnerische Nachweisführung der Standsicherheit. Hier setzen dann gemäß Nachrechnungsrichtlinie zunehmend messtechnische Bauwerksuntersuchungen an, die reale Bauwerksdaten liefern, um die Sicherheit nachzuweisen.
Die Vorteile der messtechnischen Überwachung gegenüber der klassischen Bauwerksinspektion nach DIN 1076 sind:
- Permanente Analyse und zeitnahe Bereitstellung von werthaltigen Informationen
- Automatisierte und kaskadierte Meldungen und Alarme
- Reduktion individueller Fehler, Objektivierung
- Zustandsinformationen von nicht zugänglichen Bauwerksteilen
- Zustandsinformationen, welche Rückschlüsse auf „das Innere“ der Bauwerke zulassen.
Die Erfassung globaler dynamischer und statischer Parameter, die Analyse von Lasten (Verkehr, Temperatur, Schnee, Feuchte) sowie die Überwachung von bereits aus dem Design bekannten Hotspots lassen somit eine Vielzahl sicherheitsrelevanter Zusatzaussagen zu. Objektivierte Sicherheitsaussagen in nahezu Echtzeit ergänzen so die alle drei Jahre erhobenen visuellen Inspektionsdaten!
Bei bereits verkehrsbeschränkten Brücken lässt sich beispielsweise die Einhaltung der Maßnahmen überprüfen, was künftig auch eine wichtige Rolle bei der intelligenten Verkehrssteuerung spielt.
Außerdem lässt sich mit Hilfe der Messtechnik die Wirksamkeit von Erhaltungsmaßnahmen überprüfen (z.B. externe Vorspannung bei Koppelfugenproblemen).